Der Schweizerische Gehörlosenbund, seine Mitglieder und die Gehörlosengemeinschaft in der Schweiz haben lange davon geträumt, dass die fast 100-jährige Unterdrückung der Gebärdensprachen und das Leid, das damit für mehrere Generationen von gehörlosen Menschen verursacht wurde, Anerkennung finden würde… Als es dann am späten Nachmittag des 23. Septembers 2021 so weit war, war die Aufregung sowohl bei den gehörlosen Menschen, die zu Hause auf die Facebook-Live-Schaltung warteten, als auch an der Pädagogischen Hochschule Zürich, wo Vertreter*innen des Gehörlosenbundes, des Schweizerischen Hörbehindertenverbandes Sonos sowie alle Leiter*innen der Gehörlosenschulen der Deutschschweiz versammelt waren, spürbar.
Bevor alle Vertreter*innen der Schulen, von Sonos und des Gehörlosenbundes das offizielle Dokument unterzeichneten, ergriffen Christian Trepp, Präsident von Sonos, Daniel Artmann, Direktor des Zentrums für Gehör und Sprache Zürich, und Tatjana Binggeli, Präsidentin des Gehörlosenbundes, abwechselnd das Wort. Im Namen der Schulen distanzierten sich Christian Trepp und Daniel Artmann von den Beschlüssen des Mailänder Kongresses 1880 und drückten ihr Bedauern über die negativen Folgen aus, die diese Beschlüsse für mehrere Generationen von Gehörlosen gehabt hatten. Sie bekundeten ihre Bereitschaft, sich in Zukunft für eine zweisprachige und multilinguale Erziehung einzusetzen, damit gehörlose Kinder gleichberechtigt mit anderen Kindern in der Schweiz von einer barrierefreien Bildung profitieren. Das waren schöne Worte, die die Präsidentin des Gehörlosenbundes, Tatjana Binggeli, erfreuten. Die Präsidentin des Gehörlosenbund wies aber pragmatisch darauf hin, dass noch ein schwieriger Weg vor uns liegt: nach den wichtigen Worten, müssen nun konkrete Taten folgen, d.h. ein zweisprachiger Fachlehrplan muss nun in den drei Sprachregionen aufgestellt und die offizielle Anerkennung der Gebärdensprachen durch den Bund erreicht werden.
Weitere Berichte: