„Die Einführung dieser App markiert einen Meilenstein im Abbau von Barrieren in der Kommunikation und einen wichtigen Schritt zur Inklusion gehörloser Menschen“, bestätigt Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes, die Bedeutung eines barrierefreien Notrufsystems in Österreich.
Im Rahmen einer Veranstaltung des BMI (2.12.) erklärte Jarmer, warum: „Die DEC112-App erkennt uns gehörlose und schwerhörige Menschen als mündige und selbstverantwortliche Bürger*innen an. Sie löst eines der vielen Versprechen in Zusammenhang mit Inklusion ein, denn sie gibt uns die Möglichkeit, uns in bedrohlichen oder gefährlichen Situationen an der richtigen Stelle und ohne fremde Hilfe zu artikulieren“, freut sich Jarmer.
Bis es soweit war, haben IT-Entwickler, BMI und der ÖGLB Anforderungen, technische Möglichkeiten und User-Freundlichkeit diskutiert, Konzepte erarbeitet und ausprobiert. „Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung einzugehen: Die Polizei muss für alle Menschen erreichbar sein. Deshalb ist es dem Innenministerium ein großes Anliegen, dass wir auch für gehörlose Menschen einen Notruf anbieten können“, sagt Innenminister Gerhard Karner. „So sollte es sein: Wenn Produkte für Menschen mit Behinderungen entwickelt werden, sollten immer Interessensvertretungen einbezogen sein“, so Jarmer.
Funktionsweise der App:
- Der User erreicht die Polizei mittels Textnachricht; der genaue Standort wird per GPS übermittelt.
- Anliegen können derzeit als Chat in Echtzeit angemeldet werden.
- DEC112 funktioniert vorerst in ganz Österreich.
- Zukünftig soll die App automatisch Gesundheitsinformationen per SMS übermitteln können und in ganz Europa funktionieren.
Österreich hat im Jahr 2008 die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ratifiziert. Die Republik hat sich damit verpflichtet, die Artikel zum Schutz und zur Förderung von Menschen mit Behinderungen in nationales Recht umzusetzen. Für die Sinnesbehinderungen Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit und Taubblindheit passiert das viel zu langsam. Leuchtturm-Projekte wie die DEC112-App zeigen auf, wo noch viel Bewusstsein und politischer Wille zur Inklusion entwickeln werden müssen.