Die ORF-Initiative „Mach dich sichtbar“ war ein inklusives Casting-Projekt, mit dem Menschen mit Behinderungen gezielt für Werbung, Film und Fernsehen gesucht werden sollten – um ihre Talente zu zeigen und Inklusion sichtbar zu machen. Eine Jury wählte aus 25 Teilnehmer:innen 7 Personen aus, die in eine ORF-Datenbank aufgenommen wurden für Auftritte in Werbespots und ORF-Produktionen. Unter den 7 Finalist:innen waren auch 3 gehörlose Personen. Eine davon ist Mariya Menner. Im Interview erzählt sie von ihrer beeindruckenden Geschichte und ihren Erfahrungen beim ORF-Casting.
Herzlichen Glückwunsch – Sie gehören zu den Besten des ORF-„Mach dich sichtbar!“-Castings! Möchten Sie uns kurz etwas über sich erzählen? Wer sind Sie – privat und beruflich?
Danke! Ich bin Mariya – gehörlos, dreifache Mama und Schauspielerin. Ich liebe starke Rollen, schöne Kleiner und klare Sprache. Ich unterrichte Gebärdensprache und kämpfe für Inklusion. Mein Herz schlägt für meine Familie. Ich glaube, wer lacht, ist nie allein.
Was hat Sie motiviert, am „Mach dich sichtbar!“-Casting teilzunehmen?
Ich wollte zeigen: Gehörlose Menschen haben viel Talent. Wir gehören auf die Bühne, ins Fernsehen und ins Kino! Ich wollte sichtbar sein – für mich, für meine Kinder und für andere Gehörlose. Und ich dachte: Warum nicht? Ich probiere es einfach!
Wie haben Sie das Casting erlebt? Womit, glauben Sie, konnten Sie das Publikum besonders überzeugen?
Das Casting war aufregend – ich war ein bisschen nervös. Aber dann habe ich einfach mein Herz gezeigt. Ich war authentisch, stark und ganz ich selbst. Ich glaube, das hat das Publikum überzeugt: Dass ich mit Gefühl spiele – mit meiner Mimik, mit meinen Händen, mit meinem ganzen Körper. Und: Ich habe gezeigt, wie viel Kraft in der Stille steckt.
Durch Ihre Teilnahme stehen Ihnen nun mehr Möglichkeiten in Werbespots und Fernsehproduktionen offen. Was hat sich seit dem Casting in Ihrer beruflichen Ausrichtung oder Jobauswahl verändert?
Seit dem Casting habe ich eine Anfrage bekommen – für ein Theaterstück in Wien. Das freut mich sehr. Ich wünsche mir, bald wieder einen Film zu drehen. Denn Filme erreichen viele Menschen – auch die, die nur sehr wenig über Gehörlose wissen. Filme können Herzen öffnen und Vorurteile abbauen. Ich merke: Langsam gehen Türen auf. Ich will mehr als nur „die gehörlose Frau“ spielen. Ich will zeigen: Ich kann viele Rollen – lustig, ernst, stark, weich. Alles!
Wie nehmen Sie die Repräsentation von gehörlosen und schwerhörigen Menschen in den Medien wahr? Was bedeutet Sichtbarkeit für Sie persönlich?
In den Medien sieht man gehörlose Menschen noch viel zu selten. Oft sind es nur kleine Rollen oder Klischees. Für mich ist Sichtbarkeit sehr wichtig. Ich will, dass die Menschen uns wirklich sehen – mit unseren Talenten, Träumen und Geschichten. Sichtbarkeit heißt für mich: Wir gehören dazu. Wir sind nicht „anders“, sondern einfach Menschen – mit eigener Sprache und Kultur. Und wir haben viel zu zeigen!
Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdenSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden:
[sibwp_form id=1]