Zum Nachlesen: Die ORF-Initiative „Mach dich sichtbar“ war ein inklusives Casting-Projekt, mit dem Menschen mit Behinderungen gezielt für Werbung, Film und Fernsehen gesucht werden sollten – um ihre Talente zu zeigen und Inklusion sichtbar zu machen. Eine Jury wählte aus 25 Teilnehmer:innen 7 Personen aus, die in eine ORF-Datenbank aufgenommen wurden für Auftritte in Werbespots und ORF-Produktionen. Unter den 7 Finalist:innen waren auch 3 gehörlose Personen. Einer davon ist David Obermaier. Im Interview erzählt er von seiner beeindruckenden Geschichte und den Erfahrungen beim ORF-Casting.
Herzlichen Glückwunsch – Sie gehören zu den Besten des ORF-„Mach dich sichtbar!“-Castings! Möchten Sie uns kurz etwas über sich erzählen? Wer sind Sie – privat und beruflich?
Danke für die Glückwünsche! Mein Name ist David und so sieht mein Gebärdenname aus [Gebärdenname]. Ich bin schwerhörig und studiere Lehramt für die Sekundarstufe. Meine Fächer sind Geografie, Inklusion und Sport. In meiner Freizeit mache ich gerne Musik und bin auch als DJ tätig. Letztes Jahr hatte ich zum ersten Mal ein Konzert in Wien. Für dieses Hobby bringe ich sehr viel Motivation mit. Zusätzlich unterrichte ich Gebärdensprache an der FH und an der Uni.
Was hat Sie motiviert, am „Mach dich sichtbar!“-Casting teilzunehmen?
Ich hatte große Motivation am Casting teilzunehmen, weil ich zeigen wollte, dass gehörlose und schwerhörige Menschen, Chancen nutzen und zeigen, was sie alles können. Wir müssen wirklich zeigen, dass wir in allen Bereichen mitwirken können.
Nicht nur hörende Personen, sondern auch schwerhörige und gehörlose Personen können überall mitmachen – beim Sport, in den Medien und in der Musikbranche. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Für mich persönlich ist es auch wichtig, dass ich mich weiterentwickle und meine Fähigkeiten zeige. Ich möchte etwas machen, das mir Spaß macht und dabei neue Erfahrungen sammeln.
Wie haben Sie das Casting erlebt? Womit, glauben Sie, konnten Sie das Publikum besonders überzeugen?
Das Casting beim ORF war eine spannende und intensive Erfahrung. Ich war schon auch nervös und unsicher, aber ich habe versucht, ich selbst zu sein und zu zeigen, was meine Leidenschaft und meine Stärken sind. Ich wollte zeigen, wer ich bin. Ich liebe Musik und Sprache, die Gebärdensprache – das ist meine große Leidenschaft und das wollte ich zeigen. Mein Ziel war es zu zeigen, wer ich bin. Alle im Publikum waren begeistert. Ich konnte die Chance nutzen und viel zeigen und ich war wirklich mit Freude bei der Sache. Im Team dabei zu sein war eine großartige Erfahrung! Durch meine Freude und mein Lächeln hatte ich eine positive Ausstrahlung und das hat das Publikum begeistert.
Durch Ihre Teilnahme stehen Ihnen nun mehr Möglichkeiten in Werbespots und Fernsehproduktionen offen. Was hat sich seit dem Casting in Ihrer beruflichen Ausrichtung oder Jobauswahl verändert?
Ich habe schon bemerkt, dass sich durch das Casting viele Türen geöffnet haben. Ich kann viele Sachen ausprobieren. Ich bin nicht auf den Beruf des Lehrers beschränkt, es gibt eine breite Palette an möglichen Arbeitsbereichen.
Das hätte ich mir vor dem Casting gar nicht vorstellen können, welche Türen da für mich aufgehen. Damals gab es für mich nur das Lehramtsstudium als berufliche Perspektive.
Seit dem Casting stehen mir aber viele Türen offen. Ich kann beispielsweise in der Filmbranche mitarbeiten, oder in der Werbung, da habe ich schon viele Anfragen bekommen. Auch als Moderator konnte ich schon ein-, zweimal Erfahrungen sammeln. Manchmal ergeben sich dann auch Folgeaufträge. Ich freue mich sehr darüber, diese Chance zu bekommen.
Den Beruf als Lehrkraft will ich später trotzdem ausüben, ich will ihn nicht aufgeben. Das gleiche gilt für die Musik. Für mich persönlich ist es auch wichtig Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. Ich freue mich sehr, diese Chance zu bekommen.
Wie nehmen Sie die Repräsentation von gehörlosen und schwerhörigen Menschen in den Medien wahr? Was bedeutet Sichtbarkeit für Sie persönlich?
In den Medien sieht man leider nicht oft schwerhörige oder gehörlose Menschen, und auch wenig Gebärdensprache. Daher ist es wichtig, dass sie mehr in den Medien präsent sind. Diese Initiative ist wichtig, damit hörende Menschen sehen, dass es Gebärdensprache gibt, dass es schwerhörige und gehörlose Personen gibt und dass die Inklusion eine Selbstverständlichkeit ist.
Ein Ziel ist auch, die Vorurteile zu minimieren und zu zeigen, dass wir alles können. Dass wir überall mitwirken können und nicht ausgegrenzt werden. Wir können auch im Medienbereich mitarbeiten. Wenn die Menschen mehr über uns wissen, werden sie auch uns besser verstehen.
Vielfalt, Inklusion und Zusammenhalt zu zeigen, das ist enorm wichtig. Ich persönlich bin stolz im Team dabei zu sein. Es ist wichtig, mutig zu sein und andere Menschen zu motivieren, etwas Neues auszuprobieren. Man kann immer Fragen stellen und Kontakt aufnehmen.
Es ist wichtig aufzuzeigen, dass Gebärdensprache meine Sprache ist, und zu zeigen, wer ich bin und was ich alles kann.
Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdenSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden: