Zum ersten Mal hat eine gehörlose Person die Auszeichnung Sportler:in des Jahres mit Behinderung gewonnen: Wir gratulieren Melissa Köck von ganzem Herzen. Die talentierte Skifahrerin hat damit einen historischen Sieg für den österreichischen Gehörlosensport errungen. Nach fünf Goldmedaillen ist das eine wohlverdiente Ehre. Anlässlich dieses historischen Verdienst wollten wir von Melissa Köck wissen, wie sich dieser Moment für sie angefühlt hat – und wie sie überhaupt Skifahrerin geworden ist. Das alles erfährst du in unserem Interview über sie. Das Interview ist schriftlich entstanden und wird im folgenden von Helene Jarmer gebärdet:
Melissa, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung als Sportlerin des Jahres mit Behinderung! Wie hast du die Preisverleihung erlebt, und was bedeutet diese Ehrung für dich persönlich?
M: Dankeschön für die Glückwunsche!
Ja, es war unglaublich: rund 1.500 Menschen waren da, und ich stehe vorne und gewinne den Titel. Es ist einfach unbeschreiblich, so etwas bei einer Preisverleihung zu erleben – besonders, weil es solche Momente für gehörlose Menschen nicht oft gibt.
Diese Ehrung ist für mich etwas unglaublich Emotionales – ein wahr gewordener Traum! Wenn ich zurückblicke, was ich alles durchgemacht habe, und jetzt diesen NIKI Award in den Händen halte, ist das einfach überwältigend. Er ist nicht nur eine Anerkennung meiner sportlichen Leistungen, sondern auch meines Weges, den ich trotz vieler Rückschläge gegangen bin. Dieser Preis zeigt mir, dass sich jede Mühe, jedes Durchhalten und jeder Kampf gelohnt haben. Gerade nach dieser schweren Zeit mit 3 Operationen innerhalb 17 Monaten bedeutet mir diese Auszeichnung mehr als je zuvor. Ihn in den Händen zu halten, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und zeigt mir, dass mein harter Weg nicht umsonst war.
Du bist eine herausragende Skifahrerin. Wie wird man so brillant auf den Skiern wie du? Erzähl uns doch ein bisschen über deine Trainingsroutine und wann du mit dem Skifahren begonnen hast.
M: Danke für das schöne Kompliment!
Ich stehe schon seit meiner Kindheit auf den Skiern, angefangen habe ich mit etwa 3 Jahren. Skifahren war für mich immer mehr als nur ein Sport, es ist pure Leidenschaft und ein Teil meines Lebens geworden.
Ich trainiere sehr intensiv, und da ich gehörlos bin, ist das oft eine zusätzliche Herausforderung. Timing und Orientierung auf der Piste erfordern noch mehr Konzentration und Vertrauen in das eigene Körpergefühl. Aber genau das hat mich stärker gemacht. Durch viele Rückschläge habe ich auch gelernt, meine mentale Stärke zu stärken. Meine Trainingsroutine war immer sehr vielseitig: Krafttraining, Ausdauer, Technik und Mentaltraining, alles, um im richtigen Moment bereit zu sein. Am wichtigsten sind für mich Disziplin, Mut, Durchhaltevermögen, Leidenschaft, Willens und Geduld und nie den Spaß am Skifahren zu verlieren.
Im nächsten Jahr finden die Deaflympics in Österreich statt. Was bedeutet dieses Großereignis für dich, persönlich und sportlich?
M: Ja, die Deaflympics in Österreich bedeuten mir unglaublich viel, persönlich und sportlich.
Es ist etwas ganz Besonderes, ein so großes Ereignis im eigenen Heimatland zu erleben, vor allem gemeinsam mit anderen gehörlosen Athletinnen und Athleten. Für mich ist es mehr als nur ein Wettkampf. Es ist ein Symbol für Sichtbarkeit und Stärke.
Ob ich selbst antreten kann, weiß ich noch nicht genau, aber allein die Vorfreude und das Mitfiebern bedeuten viel.
Du bist für viele Menschen in der Community ein großes Vorbild. Wer ist denn dein eigenes Vorbild?
M: Danke für das Kompliment – es bedeutet mir sehr viel, so etwas zu hören, dass ich ein Vorbild für viele Menschen sein soll.
Meine eigenen Vorbilder sind Hermann Maier, Marcel Hirscher, Mikaela Shiffrin und Stephanie Brunner. Ich habe auch großen Respekt vor allen, die nach schweren Verletzungen zurückkehren – auch sie sind für mich ein Vorbild.
Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdenSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden: