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Das neue ÖGS-Grammatik-Handbuch

 

Julia Krebs und Lydia Fenkart haben ein Handbuch über die ÖGS-Grammatik herausgegeben.

Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist ein unverzichtbarer Teil des kulturellen Erbes und der Identität der Gehörlosengemeinschaft. Doch wie funktioniert die ÖGS eigentlich? Genau hier setzt das neue Handbuch (2024) von Julia Krebs und Lydia Fenkart an: „Einführung in die Grammatik der Österreichischen Gebärdensprache. Das Handbuch.“ – ein Werk, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch begeistert.

Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für die ÖGS interessieren: In sechs klar strukturierten Kapiteln (von Phonologie bis Pragmatik) und mit über 700 Videobeispielen auf der dazugehörigen Webseite, zeigt das Buch, wie vielschichtig die Grammatik der ÖGS ist. Die simultane Nutzung von manuellen und nicht-manuellen Komponenten eröffnet neue Perspektiven auf Sprache und deren Ausdrucksmöglichkeiten. In der ÖGS können zum Beispiel durch die Dynamik der Handbewegungen und die präzise Verwendung des Gebärdenraums grammatische Informationen ausgedrückt werden. Dieses Zusammenspiel aus unterschiedlichen Handformen, Bewegungskomponenten und nicht-manuellen Markierungen ist einzigartig und zeigt die Schönheit der Gebärdensprachen.

Für wen ist das Buch gedacht?

Ob Linguist:innen, Gebärdensprachlehrer:innen oder Interessierte – dieses Handbuch richtet sich an alle, die die ÖGS besser verstehen wollen. Besonders für die Gehörlosengemeinschaft ist es ein Schritt zur Selbstermächtigung: Jede:r sollte die Möglichkeit haben, die eigene Sprache in ihrer Tiefe zu begreifen.

Warum jetzt?

Die beiden Autorinnen haben das Buch nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch aus Notwendigkeit geschrieben. Trotz der Anerkennung der ÖGS als eigenständige Sprache in der österreichischen Bundesverfassung (B-VG, Art. 8 (3)) und als immaterielles Kulturerbe gibt es bislang wenig systematische Forschung zu ihrer Grammatik. „Es gibt noch so viel Neues zu entdecken“, erzählt Autorin Julia Krebs. Mit diesem Werk legen sie eine Basis, die nicht nur für die Lehre, sondern auch für die weitere Erforschung der ÖGS essenziell ist.

Die Geschichte der Österreichischen Gebärdensprache ist geprägt von tiefen Einschnitten, aber auch von beeindruckendem Fortschritt. Über Jahrzehnte hinweg wurde die ÖGS unterdrückt – sei es durch Gebärdensprachverbote an Schulen oder durch die Dominanz einer oralistischen Erziehung, die darauf abzielte, Gehörlosen das Lippenlesen und Sprechen beizubringen, während ihre eigene Sprache ignoriert oder abgewertet wurde.

Trotzdem lebte die ÖGS in der Gehörlosengemeinschaft weiter. So wie jede andere Sprache so verändert sich auch die ÖGS. Heutzutage befindet sich die ÖGS in einem stetigen öffentlich sichtbaren Wandel, da die ÖGS auch in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Neue Gebärden entstehen durch den kreativen Gebrauch der Sprache, insbesondere bei jungen Menschen, und durch die Weiterentwicklung von Fachvokabular in Wissenschaft und Bildung. Diese Dynamik zeigt, dass visuelle Sprachen lebendig sind und sich ständig weiterentwickeln.

Gleichzeitig wird sichtbar, wie wichtig systematische Forschung und Dokumentation sind. Nur durch die bewusste Auseinandersetzung mit ihrer Grammatik und Geschichte können die reiche Struktur und der kulturelle Wert der ÖGS bewahrt werden. Die Veröffentlichung dieses Handbuchs ist ein bedeutender Schritt, um nicht nur die wissenschaftliche, sondern auch die gesellschaftliche Wertschätzung der ÖGS weiter voranzutreiben. Denn, wie Autorin Lydia Fenkart sagt: „Wenn man in die ÖGS und ihre Kultur eintaucht, kommt man nicht mehr davon los.“

Krebs, Julia & Fenkart, Lydia (2024) Einführung in die Grammatik der Österreichischen Gebärdensprache. Das Handbuch. 2. Auflage. Verlag Fenkart

Dieses Buch kann man unter www.shop.fenk-art.com und in jedem Buchhandel bestellen.

Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdeSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden:

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