Skip to content

Gebärdensprachavatare am Donauinselfest – Kritik vom ÖGLB!

 

Das Donauinselfest ist ein jährliches Hightlight der Stadt Wien: Während drei Tagen finden gratis Konzerte von großartigen Musiker:innen auf der Donauinsel statt. Es ist das größte kostenlose Open-Air-Festival Europas und lockt jedes Jahr 3 Millionen Besucher:innen an – Wahnsinn! 

Heuer findet das Donauinselfest vom 20. bis 22. Juni statt. Unter dem Motto „Deine Insel. Echte Momente.“ feiert das Donauinselfest sein 42. Jubiläum und setzt dabei einen besonderen Fokus auf gelebte Inklusion und Barrierefreiheit. 

Wir vom Österreichischen Gehörlosenbund begrüßen ausdrücklich, dass Menschen mit Behinderungen verstärkt Zugang zu Kulturveranstaltungen erhalten sollen. Das ist ein wichtiger Schritt – doch wie dieser Schritt konkret umgesetzt wird, entscheidet darüber, ob es sich um echte Inklusion handelt oder lediglich um symbolische Gesten. 

Ein zentrales Element des diesjährigen Programms ist das Inklusionskonzert mit Milow am Freitag, 20. Juni, von 10:00 bis 12:00 Uhr auf der Wien Energie / radio fm4 Festbühne. Das Konzert wird für 4 Lieder von einem digitalen Gebärdensprach-Avatar begleitet. Weitere 4 Lieder werden von Pam Eden, einer schwerhörigen Künstlerin, live in Gebärdensprache performed. Dieses Angebot soll auch gehörlosen Menschen Zugang zur Musik verschaffen – doch genau hier möchten wir als ÖGLB ansetzen und darauf hinweisen, dass digitale Avatare keine menschlichen Gebärdensprachdolmetscher:innen ersetzen können. 

Gehörlose Menschen haben laut Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention – die Österreich bereits 2008 ratifiziert hat – das Recht auf gleichberechtigten Zugang zu kulturellen Veranstaltungen in ihrer eigenen Sprache. Für uns ist das die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS). 

Ein Avatar kann dieses Recht nicht erfüllen: 

  • Avatare sind technisch oft unausgereift und fehleranfällig. 
  • Sie transportieren keine Mimik, keine Emotionen, keinen kulturellen Kontext. 
  • Die ÖGS ist eine lebendige, eigenständige Sprache mit eigener Grammatik – kein rein visuelles Hilfsmittel. 

Wir betonen daher: Ein digitales Tool kann niemals professionelle, menschliche Gebärdensprachdolmetscher:innen ersetzen. Gut gemeinte Angebote, die ohne Einbindung der betroffenen Community entwickelt wurden, verfehlen ihr Ziel und werden von vielen gehörlosen Menschen nicht als barrierefrei empfunden. 

Aus unserer Sicht wäre es ein wichtiges Zeichen gelebter Inklusion, wenn das gesamte Inklusionskonzert – und möglichst auch weitere Programmpunkte – durch professionelle Gebärdensprachdolmetscher:innen begleitet würden. Nur so kann gewährleistet werden, dass gehörlose Menschen Kultur in ihrer Sprache erleben – respektvoll, korrekt und auf Augenhöhe. 

Trotz Kritik gibt es auch sehr positive Entwicklungen im diesjährigen Programm, die wir ausdrücklich begrüßen: Pam Eden wird am Samstag auf der Wien Energie / Radio Wien Festbühne auftreten und live den Auftritt der No Angels in Gebärdensprache performen. Ihre Auftritte sind ein herausragendes Beispiel dafür, wie Kunst und Sprache auf Augenhöhe vermittelt werden können. Wir freuen uns auf den Auftritt von Pam Eden. 

Mehr Infos zum Inklusionsprogramm findet ihr unter dem folgenden Link: https://www.behindertenarbeit.at/154715/fest-feier-party-donauinselfest-mit-inklusionskonzert/

 

Beitragsbild Copyright: Kevin Zacher, Lizenz, keine Änderungen vorgenommen

Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdenSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden: 

 

Beitrag teilen

Barrierefreies Web

0
    0
    Warenkorb
    Warenkorb leeren
      Versandkosten berechnen