Liebe Leser:innen,
alles Gute im neuen Jahr! Heute möchte ich euch auf eine Gedankenreise mitnehmen. Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir keine ehrenamtliche Personen oder sogenannte Freiwillige hätten? Was wäre, wenn wir uns nicht ehrenamtlich engagieren? Der 5.12. war der Tag des Ehrenamts und dies hat mir Anlass zum Nachdenken gegeben.
Allgemein können sich Ehrenamtliche ab 15 Jahren in verschiedenen Bereichen engagieren, wie zum Beispiel bei Lernhilfen, Mitarbeit bei Veranstaltungen, in der Freiwilligen Feuerwehr, im Tierschutz, in der Flüchtlingshilfe, im Umweltschutz uvm. Insgesamt engagieren sich in Österreich 3,7 Mio. Menschen in einer ehrenamtlichen Form. 25,8% sind in Organisationen und Vereinen tätig und 36,7% im informellen Bereich oder in der Nachbarschaft. Ohne diese Personen würde vieles nicht funktionieren. Überlegen wir mal: Was wäre, wenn es keine Freiwillige Feuerwehr gibt? Oder was wäre, wenn Veranstaltungen nicht durchgeführt werden können? Was wäre, wenn Tiere in Tierheimen nicht mehr versorgt werden können?
In der Gehörlosencommunity gibt es auch viele Menschen, die ehrenamtliche Tätigkeiten durchführen. Nehmen wir zum Beispiel den ÖGLB-Vorstand und die ÖGLB-Präsidentin, sie arbeiten ehrenamtlich, um uns in Österreich im In- und Ausland zu vertreten. In den Landesverbänden und Gehörlosenvereinen arbeiten Funktionäre ehrenamtlich. Viele weitere Menschen, die nicht sichtbar sind, sind hilfsbereit. In letzter Zeit zum Beispiel für ukrainische Gehörlose, da war die Welle der Hilfsbereitschaft groß. Oft sind es nur kleine Dinge, wie zum Beispiel ein Interview für Studierende, die Organisation von Familien- und CODA-Camps oder Unterstützungen für gehörlose Kinder z.B. Lesepat:innen. Was wäre, wenn es all dies nicht gäbe?
In der Gebärdensprachcommunity gibt es viele Menschen, die ehrenamtliche Tätigkeiten durchführen, z.B. Dolmetscher:innen. Manchmal nehmen sie Termine wahr, obwohl die Finanzierung nicht geklärt ist, und manchmal wird der Termin auch nicht bezahlt. Als aus der Ukraine gehörlose Menschen kamen, war auch hier die Welle der Hilfsbereitschaft groß. Einige Sozialarbeiter:innen oder Psycholog:innen arbeiten unentgeltlich. Ebenso gibt es viele Allys, wie auch zum Beispiel die beiden Leiterinnen des Lehrplanprojekts, ohne ihre Hartnäckigkeit und den unzähligen Telefonaten sowie Terminen, würde es den Lehrplan ÖGS nicht geben. Was wäre, wenn es all dies nicht gäbe?
Nehmen wir uns also zu Beginn des Jahres die Zeit zur Reflektion. Engagiere ich mich in der Community? Oft sind es kleine Dinge, die einen großen Unterschied machen. Und an alle gehörlosen Jugendliche habe ich eine Botschaft: was wäre, wenn es keine Ehrenamtlichen gäbe? Vielleicht dürftet ihr heute noch den Führerschein nicht machen? Dank einem Funktionär im WITAF war es für Gehörlose ab den 1960er Jahren möglich, den Führerschein zu machen. Was wäre, wenn ….?
Herzlichst,
eure Lydia
Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdeSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden: