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Unsere Position zu den Gebärdensprach-Avataren

 

Ihr habt sicher schon mitbekommen, dass die Wiener Linien zurzeit den Gebärdensprach-Avatar „Iris“ testen: Das bedeutet, dass aktuelle Störungen in WienMobil Web durch einen Avatar automatisch in Österreichische Gebärdensprache übersetzt werden. Bei uns und in der Community sorgt das für gemischte Gefühle: Aktuelle Studien, darunter der Best Practice Leitfaden, der an der Universität Wien entwickelt wurde, zeigen, dass Gebärdensprach-Avatare in ihrer derzeitigen Form erhebliche technische und sprachliche Schwächen aufweisen. Bewegungen und Mimik wirken mechanisch, der Gebärdenfluss unnatürlich, und die sprachliche Präzision ist unzureichend. Dies führt dazu, dass die Avatare den hohen Anforderungen an eine effektive und barrierefreie Kommunikation nicht gerecht werden.

Auch „Iris“, der im Dezember von den Wiener Linien vorgestellte Gebärdensprach-Avatar, hat sprachliche Defizite. Dr. Katta Spiel von der TU Wien bestätigt uns: „Nach ersten Beobachtungen stellen wir fest, dass sich die Inhalte von ÖGS-Video und die Textmeldungen manchmal nicht überschneiden (z.B. wird „verlängerte Wartezeiten“ gebärdet, aber der Text spricht von „unregelmäßigen Intervallen“) oder das Video ist gar unvollständig.  Zusätzlich finden wir die sprachliche Umsetzung teilweise nicht sehr verständlich.“

Damit steht fest: Avatare sind keine Alternative zu menschlichen Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen. Aufgrund der unzureichenden Mimik und dem unnatürlichen Gebärdenfluss der Avatare fordern wir eine Priorisierung menschlicher Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen. Studien und Expert*innen sind sich nämlich einig: Menschliche Gebärdensprachdolmetscher:innen und Übersetzer:innen sind derzeit die einzige zuverlässige Möglichkeit, Informationen präzise, flexibel und interaktiv in Gebärdensprache bereitzustellen. Der Einsatz von Avataren darf keinesfalls dazu führen, dass menschliche Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen verdrängt oder notwendige Dolmetsch- und Übersetzungsdienste gekürzt werden.

Der ÖGLB empfindet Gebärdensprach-Avatare daher als halbgare Lösung unter dem Vorwand der Barrierefreiheit. Wir begrüßen es sehr, dass die Wiener Linien Störungsinformationen in Österreichischer Gebärdensprache kommunizieren – damit werden gehörlose und schwerhörige Menschen endlich inkludiert. Allerdings sind Gebärdensprach-Avatare wie Iris aufgrund ihrer sprachlichen Mängel nur schwer verständlich. Besser wäre es, wenn echte Menschen, deren Muttersprache ÖGS ist, die Störungsinformationen kommunizieren würden. Unser Fazit: Technologie kann Barrieren abbauen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Grundsätzlich werden die Avatare nicht abgelehnt, aber kritisch betrachtet. Wenn sie adäquat eingesetzt werden, können sie eine sinnvolle Ergänzung zu menschlichen Gebärdensprach-Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen darstellen. Keinesfalls sind sie ein Ersatz für echte Gebärdensprach-Dolmetscher:innen und Übersetzer:innen.

Hier kommt ihr zu unserer vollständigen Stellungnahme zu Gebärdensprach-Avataren.

Dieser Artikel ist im Rahmen des GebärdeSache-Newsletters entstanden. Hier kannst du dich für unseren monatlichen Newsletter anmelden:

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